Wie Viele Tiere Sterben Jährlich Aus?

Wie Viele Tiere Sterben Jährlich Aus
Mammuts, Terrorvögel, Säbelzahntiger, sieben Meter hohe Faultiere, gepanzerte Gürteltiere von der Größe eines Autos: Die Liste der Riesen, die noch im Pleistozän – also jenem Zeitalter, das vor etwa 10.000 Jahren endete – die Erde bevölkerten, ist lang.

“Heute sind wir mit einer ziemlich verarmten Tierwelt zurückgeblieben, und wir verlieren weiter Arten”, heißt es in einem Themenschwerpunkt im Fachmagazin “Science”. Es zeichne sich immer deutlicher ab, dass der Mensch für das Aussterben der Megafauna des Pleistozän verantwortlich war und auch weiterhin Arten ins Aus dränge.

Fünf Mal gab es in den vergangenen 540 Millionen Jahren gewaltige Artensterben, zeigen Fossilienfunde. Forscher sehen eine sechste Welle in vollem Gange. Allein seit dem Jahr 1500 seien mehr als 320 terrestrische Wirbeltiere ausgestorben, die Bestände der verbliebenen seien im Schnitt um ein Viertel geschrumpft, schreiben Wissenschaftler um Rodolfo Dirzo von der Stanford University in “Science”.

  1. Ähnlich düster sieht es demnach bei den Wirbellosen wie etwa Insekten aus.
  2. Das Ausmaß des Artenschwunds könnte mit den fünf bisherigen großen Aussterbewellen der Erdgeschichte vergleichbar sein.
  3. Aus evolutionärer Sicht sei das Aus einzelner Arten von großer Bedeutung.
  4. Dabei werde aber leicht übersehen, dass schon ein Rückgang einzelner Spezies und eine veränderte Artenzusammensetzung in einem Gebiet immense Auswirkungen haben könnten.

Jährlich gehen 11.000 bis 58.000 Arten verloren Derzeit gingen von den – vorsichtig geschätzt – fünf bis neun Millionen Tierarten weltweit jährlich 11.000 bis 58.000 verloren, heißt es in dem “Science”-Überblick. Das Verschwinden oder der Rückgang von Arten nur in einzelnen Regionen sei dabei nicht berücksichtigt.

  1. Und es betreffe nicht alle Tiergruppen gleichermaßen: So seien 41 Prozent der Amphibienarten, aber nur 17 Prozent der Vogel-Spezies bedroht.
  2. Zudem gebe es regionale Unterschiede – groß sei die Zahl gefährdeter Arten vor allem in tropischen Gegenden.
  3. Science”-Autor Erik Stokstad beschreibt in einem weiteren Artikel den erschreckenden Niedergang des Lambir-Hills-Nationalparks im Westen der Insel Borneo.

Dieser sei einer der vielfältigsten Wälder der Welt gewesen. In den vergangenen drei Jahrzehnten aber verschwanden demnach etliche größere Tiere wie Flughund, Malaienbär, Gibbon und Rhinozeroshornvogel aus dem Park. Übrig blieben vor allem Tiere mit weniger als einem Kilogramm Gewicht: kleine Vögel, Nager, Geckos, für die vielen illegalen Jäger als Beute uninteressant.

Die Penan, eine indigene Volksgruppe Borneos, hätten als Nomaden das Gefüge des Waldes über lange Zeit nicht beeinflusst, so Stokstad. Von 1970 an aber seien immer mehr Menschen von außerhalb in das Gebiet gezogen: Nahe des Parks liegt die Stadt Miri, Zentrum der Ölindustrie Malaysias. Viele Einwohner hätten die Jagd zu ihrem Hobby gemacht.

Schildhornvögel in Lambir Hills fast verschwunden Bis in die Achtzigerjahre hinein habe zunächst nur ein rumpeliger Weg für den Holztransport zum Park geführt, das Rauschen der Schwingen großer Schildhornvögel habe die Luft erfüllt. Inzwischen sei die Straße asphaltiert und der Park eine einsame Insel in einem Meer von Palmölplantagen.

  1. Schildhornvögel gibt es in Lambir Hills nicht mehr, ebenso kaum mehr Bartschweine und andere größere Pflanzenfresser.
  2. Auch in vielen anderen Wäldern Asiens, Afrikas und Lateinamerikas gebe es nur noch kleine, für Jäger uninteressante Tiere, schreibt Stokstad.
  3. Das sei nicht nur traurig, sondern auch folgenreich.
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“Ein leerer Wald ist ein verlorener Wald”, wird Kent Redford von der University of Florida zitiert. Eine weitere Erkenntnis der Forscher: Die Verteilung der Baumarten verändert sich. Spezies, deren Samen vom Wind verbreitet werden, hätten nun einen Vorteil gegenüber solchen mit Früchten, die auf die Verbreitung durch Tiere angewiesen seien.

Vor allem Bäume mit großen Früchten wüchsen oft nur noch nahe den Elternbäumen heran. Bestäuber schwinden weltweit Die Folgen des Verlustes an Biodiversität seien denen von Umweltverschmutzung und Überdüngung vergleichbar, schreibt Dirzos Team. Mit jeder Veränderung werde eine Kaskade von Folgeveränderungen in Gang gesetzt.

Ein eindrucksvolles Beispiel sei die Bestäubung durch Insekten – wichtig für drei Viertel aller vom Menschen angebauten Nahrungspflanzen. “Bestäuber scheinen weltweit zu verschwinden – sowohl hinsichtlich ihrer Zahl als auch ihrer Artenvielfalt.” Eine weitere Kaskade betreffe die für den Pflanzenanbau relevanten Schädlinge: Fielen deren Fressfeinde – etwa kleine Wirbeltiere – weg, könnten verheerende Massenvermehrungen folgen.

Insekten und andere Arthropoden seien für 8 bis 15 Prozent der Ernteverluste bei den wichtigsten Feldfrüchten verantwortlich. “Ohne natürliche biologische Kontrolle könnte dieser Anteil auf 37 Prozent steigen”, so die Forscher. Allein in den USA werde der ökonomische Wert solcher Fressfeinde auf 4,5 Milliarden US-Dollar jährlich geschätzt.

Der Verlust an Tierarten werde sich auch auf vielen anderen Wegen auf den Menschen auswirken, betonen die Forscher. Demnach gelten zwischen 23 und 36 Prozent der vom Menschen als Nahrung genutzten Vögel, Säugetiere und Amphibien als bedroht. Indirekt könne vor allem das Aussterben kaum wahrgenommener Begleiter wie Fadenwürmer, Käfer oder Fledermäuse schwerwiegende Folgen haben.

Der Klimawandel, das Anwachsen der Weltbevölkerung und der steigende Pro-Kopf-Ressourcenverbrauch verstärkten diese Effekte noch. “Tiere werden Verlierer sein ” “Die Geschwindigkeit, mit der Tierarten von unserem Planeten verschwinden, ist ein Kennzeichen dieses Zeitalters, ebenso sicher ein Zeichen der menschlichen Dominanz wie unser Einfluss auf den Stickstoff-, Phosphor- und Kohlenstoffkreislauf.” Zu diesem Schluss kommen Joshua Tewksbury, Direktor des Luc-Hoffmann-Instituts der Umweltschutzorganisation WWF in Gland, und Haldre Rogers von der Rice University im texanischen Houston.

“Tiere sind den Menschen wichtig, im Vergleich aber nicht so wichtig wie Essen, Arbeit, Geld und wirtschaftliche Entwicklung”, schreiben sie in “Science”. “Solange wir Tiere in Ökosystemen weiter als irrelevant für diese Grundbedürfnisse halten, werden Tiere die Verlierer sein.” Schon bald werde es acht bis neun Milliarden Menschen auf der Erde geben, die Mittelklasse wachse auf drei Milliarden an, die von Städten vereinnahmte Fläche verdopple sich.

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Wie viele Artensterben pro Jahr aus?

Die Weltnaturschutzunion IUCN konstatiert den Tier- und Pflanzenarten im Rahmen der Internationalen Roten Liste Schlimmes: Von den insgesamt 147.500 erfassten Arten finden sich fast 41.500 in Bedrohungskategorien (Stand: Juli 2022) und damit mehr Arten als jemals zuvor.

Das Artensterben gilt neben der Klimakrise als die größte Bedrohung für unseren Planeten und unser eigenes Leben. Wir befinden uns heute im größten Artensterben seit dem Ende der Dinosaurierzeit vor 65 Millionen Jahren. Ein Viertel der Säugetierarten, jede achte Vogelart, mehr als 30 Prozent der Haie und Rochen sowie 40 Prozent der Amphibienarten sind bedroht.

Dass Arten aussterben ist ein natürlicher Prozess, der jedoch heute unter dem Einfluss des Menschen beträchtlich beschleunigt ist. Wir sägen an dem Ast, auf dem wir sitzen. Nahrung, Medizin, Rohstoffe, sauberes Wasser und Luft sind nur einige der wichtigen Dinge, die die Natur uns zur Verfügung stellt.

Wieso sterben so viele Tiere aus?

Ursachen für die Bedrohung der Tier- und Pflanzenarten Frei lebende Tier- und Pflanzenarten werden in Deutschland vor allem durch folgende Ursachen bedroht:

Die Zerstörung, Zerschneidung und Flächenverluste natürlicher Lebensräume. Wird ein Lebensraum durch menschliche Aktivitäten, beispielsweise durch Waldrodung, Bebauung oder Änderung, beziehungsweise Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung verkleinert oder verändert, verliert er seinen Artenbestand ganz oder teilweise. Übernutzung, zum Beispiel durch Überweidung, Überfischung und unkontrolliertes (illegales) Bejagen oder Sammeln, degradiert Ökosysteme, was mit einem Verlust an Arten einhergeht. Verschmutzung: Die mit den menschlichen Wirtschaften verbundenen Verschmutzungen belasten die Ökosysteme. Rückstände von Chemikalien aus der Produktion und dem Einsatz in Land- und Forstwirtschaft finden sich in den natürlichen und in den vom Menschen überprägten Ökosystemen. Auswirkungen auf natürliche Lebensgemeinschaften sind schwer abzuschätzen. Eine besondere Rolle beim Artenrückgang spielt der Eintrag von Stickstoff und Phosphor durch die Aktivitäten des Menschen in die Ökosysteme, da hierdurch bestimmten nährstoffliebenden Pflanzen ökologische Vorteile gegenüber anderen entstehen. So sind zum Beispiel viele der ausgestorbenen bzw. gefährdeten Pflanzenarten in Deutschland auf nährstoffarme Standorte angewiesen. Klimaveränderung: Veränderungen von Artarealen infolge klimatischer Veränderungen sind im Prinzip ein natürlicher Vorgang. Bedrohlich am vom Menschen verursachten Klimawandel ist zum einen das (in natürlichen Zeiträumen betrachtete) extreme Tempo der Veränderung, das die Anpassungsfähigkeit vieler Arten überfordert. Außerdem sind fatale Wechselwirkungen zwischen Klimaveränderungen und Habitat-Zerstörungen durch den Menschen zu verzeichnen. Mögliche Rückzugsräume stehen aufgrund menschlicher Nutzungen nicht zur Verfügung, oder sind durch Biotopzerschneidung nicht erreichbar. Zudem passt das Netz der ausgewiesenen Schutzgebiete möglicherweise nicht mehr zu den veränderten Arealen der Arten. Die Verdrängung einheimischer Arten durch invasive Arten: Invasive Arten treten mit den natürlich vorkommenden Arten in Konkurrenz um Lebensraum und Ressourcen. Sie können dadurch andere Arten oder ganze Artengemeinschaften verdrängen. Artenverluste durch eingeschleppte Arten haben auch in Deutschland Auswirkungen auf die natürlich vorkommende Fauna und Flora. Unter den Tieren wären beispielhaft der Kamberkrebs (Orconectes limosus) und die Bisamratte (Ondatra zibethicus) und bei den Pflanzen der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum) oder der Sachalin-Knöterich (Reynoutria/Fallopia sachalinensis) zu nennen.

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Lokal und regional kann die Artenvielfalt derzeit durchaus zunehmen. Dies ist kein Gegensatz zum Artensterben auf globaler Ebene und bedeutet nicht, dass das weltweite Artensterben zum Stillstand gekommen ist. Zahlreiche autochthone Wildpopulationen in Deutschland zu Wasser und zu Lande sind auf kleine und kleinste Populationsgrößen geschrumpft und unterliegen daher einer verstärkten Gefahr des Aussterbens.

Wie viele Tiere auf der Welt sind vom Aussterben bedroht?

Von den geschätzt acht Millionen Tier- und Pflanzenarten weltweit ist eine Million vom Aussterben bedroht.

Welche Tiere können nicht sterben?

Unsterblichkeit – für einige ein nicht zu erfüllender Traum, für andere ein eher beunruhigender Gedanke. Bisher galt es als unmöglich, den Tod zu überwinden, doch jetzt haben Forscher entdeckt: Das Geheimnis des ewigen Lebens steckt in einer Qualle. Sie lebt im Mittelmeer, trägt den Namen Turritopsis nutricula und ist unsterblich – solange sie nicht gefressen wird.

Bekannt sind Quallen als im Wasser schwebende Glibberscheiben. Doch das ist nur eines ihrer Gesichter, denn sie führen ein Doppelleben. Nachdem die schleimigen Wesen ihre Eier und Spermien abgegeben haben, altern sie und sterben. Aus den befruchteten Eizellen entwickeln sich festsitzende Polypen. Von diesen blumenähnlichen Tiere schnüren sich wiederum kleine tellerförmige Quallen ab, die dann frei im Meer schwimmen.

Turritopsis nutricula lebt wie alle anderen Quallen, mit einem Unterschied: Sie stirbt nicht. Dies beobachtete Ferdinand Boero, Meeresbiologe an der italienischen Universität Lecce. Aus den Knospen des Polyps entstehen freie kleine Quallen, die heranwachsen.

Wenn sie alt sind, bilden sie ihre Tentakeln zurück, setzen sich fest, “verjüngen” ihre Zellen und verwandeln sich in einen Polypen. Ein und dasselbe Wesen ist jung, wird alt und wieder jung. Wahrhaft ein Lebe-wesen. “Beim Verjüngen verlieren die Zellen ihren differenzierten Status. So kehren zum Beispiel Nerven- und Schleimzellen in einen Zustand zurück, der der sehr frühen Kindheit der Qualle entspricht”, erklärt Boero.

Aus diesen jungen Zellen bilden sich alle notwendigen Körperzellen des Lebewesens. Bisher gingen Biologen davon aus, daß der Differenzierungsprozeß nicht rückgängig zu machen ist. Die Qualle besitzt jedoch ein Zellprogramm, das die Umkehrung offenbar ermöglicht.

Wie viele Tiere auf der Welt sind vom Aussterben bedroht?

Von den geschätzt acht Millionen Tier- und Pflanzenarten weltweit ist eine Million vom Aussterben bedroht.